Plan A: Abschieben – mutiges politisches Theater am Geschwister-Scholl-Gymnasium Daun

Eigentlich habe ich ja keine Zeit, das Theaterstück des „DS-Kurses“ zu besuchen, oder vielleicht gehe ich ja doch hin und kann dann  zur Pause unbemerkt wieder gehen, wenn es mir nicht gefällt. –

Dieser Plan ging nicht auf am gestrigen Abend, als in der Aula des GSG Daun eine sehr ungewöhnliches und mutiges Spiel auf der Bühne dargeboten wurde. Der Kurs „Darstellendes Spiel“ der Jahrgangsstufe 12 unter der Leitung von Frau Strosetzki machte es unmöglich, das Stück nicht zu Ende sehen  oder gar wegzuschauen.

„Plan A: Abschieben“ lautet der Titel, basierend auf den Ivestigativrecherchen „Geheimplan gegen Deutschland“ – das klingt bereits ziemlich politisch und möglicherweise brisant – beides trifft zu. 

Thematisch geht es um die Realität, genauer gesagt um die Tatsachen, die sich am 23. November 2023 im Hotel Adlon in Potsdam unter dem Schlagwort: „Düsseldorfer Forum“ oder „Masterplan Remigration“ abgespielt haben. „Von diesem Treffen sollte niemand erfahren: Hochrangige AfD-Politiker, Neonazis und finanzstarke Unternehmer kamen im November in einem Hotel bei Potsdam zusammen. Sie planten nichts Geringeres als die Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland.“ (Quelle: https://correctiv.org/)

Eine Gruppe unabhängiger um Demokratie bemühter Journalisten, die sich „CORRECTIV“ nennen, haben davon erfahren -ein Reporter war mit einer Kamera undercover vor Ort und unter anderem Namen im Hotel eingecheckt -und  sind bemüht die Öffentlichkeit über die menschenverachtenden Ideen und die Pläne des faschistisch unterwanderten Netzwerks, das sich „Düsseldorfer Forum“ nennt, zu informieren.  Auf dem Hintergrund der Recherchen von „CORRECTIV“ hat der DS-Kurs, der aus 18 jungen kreativen und kritischen Köpfen besteht ein etwa 1-stündiges Theaterstück auf die Bühne gezaubert, das zwar keine gute Laune hinterlässt, aber dafür eine enorme Herausforderung und Chance zum kritischen Nachdenken und zur politischen Positionierung darstellt.

Seit der Veröffentlichung von „Geheimplan gegen Deutschland“ durch den in unserer Demokratie so wichtigen unabhängigen Journalismus im Januar, arbeitet der Oberstufenkurs an dem Stück, immer an der Grenze zwischen der Dokumentation einer erschreckenden Realität  und der Freude an der Kunstfreiheit. Das Ergebnis auf der Bühne am gestrigen Abend war anfangs laut und wild, dann sachlich diszipliniert perfekt gespielt und am Ende ein selbst- und verantwortungsbewusstes Plädoyer für die Demokratie und die Gewaltenteilung und eine klare Absage an „die Neue Rechte“ in Deutschland, die ihr Netzwerkfühler auch im Internet immer weiter ausstreckt und Menschenrechte, auch die unserer Kinder und Schüler verletzt. Danke für diesen eindrucksvollen und herausfordernden Abend. –  Ich bin froh, dass ich hingegangen bin…

N. Krämer (GSG Daun)

Was einmal wirklich war, das bleibt für immer möglich

Veranstaltungsreihe zu den Namensgebern unserer Schule

Schülerinnen und Schüler der neunten Jahrgangsstufe beschäftigten sich im Schuljahr 2023/24 mit Sophie und Hans Scholl.

Den Kern der Veranstaltungsreihe bildete eine von der Autorin Hanna Jansen und dem Illustrator Niklas Schütte geleitete Schreibwerkstatt, die im Rahmen des Bundesprogramms „Kultur macht stark“ durch den Friedrich-Bödecker-Kreis gefördert wurde. 

Während ihrer Klassenfahrt nach München besuchte die 9a die Ludwig-Maximilians-Universität, wo Hans und Sophie Scholl beim Verteilen von Flugblättern beobachtet und verhaftet worden waren. In einem Hörsaal konnten die Schülerinnen und Schüler noch einmal kreativ arbeiten.

Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe kurz vor den Sommerferien war Maren Gottschalk zu Gast am GSG. Die renommierte Sophie Scholl-Biographin rundete das Programm in Form eines sehr kenntnisreichen und kurzweiligen Vortrags ab. Dabei fand sie lobende Worte für die Ergebnisse der Schreibwerkstatt und integrierte ausgewählte Arbeiten in ihre Lesung. Eines wurde dabei besonders deutlich: die Sehnsucht der Geschwister Scholl nach Freiheit. Beide, Hans und Sophie, brachten sie angesichts ihres bevorstehenden, gewaltsamen Todes noch einmal deutlich zum Ausdruck: „Freiheit“ schrieb Sophie auf die Rückseite ihrer Anklageschrift, „Es lebe die Freiheit“ rief Hans unmittelbar vor seiner Hinrichtung. Dass sein Wunsch sechs Jahre später Wirklichkeit wurde, stellten die Jugendlichen In Form eines Plakates heraus, das aus Anlass des 75. Geburtstages des Grundgesetzes im Rahmen der Werkstatt mit Niklas Schütte entwickelt worden war. Dazu erläuterten sie: „Am 23. Mai 1949 trat in Deutschland das Grundgesetz in Kraft. Hans und Sophie Scholl haben das nicht mehr miterlebt und machen gerade dadurch deutlich, was Freiheit – und mit ihr das Grundgesetz – ist: ein hohes Gut.“

Zu dem umfangreichen Halbjahresprogramm, das von der Kreissparkasse Vulkaneifel und dem GSG-Freundeskreis finanziell unterstützt wurde, gehörte auch der Besuch einer Theateraufführung in der TUFA Trier. Hier wurde der Akzent für die gesamte Veranstaltungsreihe gesetzt. Judith Kriebel und Alexander Ourth spielten eine Schulvorstellung ihrer Multimediaperformance „Sophie Scholl“. Die Botschaft: Nie wieder ist jetzt. Seid wachsam. „Denn was einmal wirklich war, das bleibt für immer möglich.“

Alexandra Max

DDR-Zeitzeugin Elke Schlegel erneut zu Gast am GSG Daun

Es ist mittlerweile bereits Tradition, dass die DDR-Zeitzeugin Elke Schlegel aus Koblenz das Geschwister-Scholl-Gymnasium am Ende jedes Schuljahres besucht, um von ihren Erfahrungen in der DDR-Diktatur zu berichten. 

            Am 4. Juli 2024 hatten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10a im Unterricht die Gelegenheit, Geschichte unmittelbar, lebendig und authentisch zu erfahren: Elke Schlegel, geboren und aufgewachsen in Jena, berichtete auf emotionale Weise von ihrem ergreifenden Schicksal: Ab 1983 stellten sie und ihr späterer Ehemann mehrfach Ausreiseanträge in den Westen und demonstrierten mit Jenaer Regime-Gegnern des „Weißen Kreises“. Das Leben im Osten Deutschlands war für sie unerträglich geworden: Weder stand ihnen „die Welt offen“, wie man es ihnen bei der sogenannten „Jugendweihe“ gerne prophezeite, noch konnten sie die demokratischen Freiheitsrechte genießen, die für die Bundesbürger in Westdeutschland selbstverständlich waren. Nach der Einreichung des Ausreiseantrags spürten Frau Schlegel, ihr Freund sowie ihr kleiner Sohn am eigenen Leibe, was die DDR unter „Zersetzungsmaßnahmen“ verstand: In ihren Berufen blieben den Eltern jegliche Aufstiegschancen verwehrt; ihr Sohn wurde in der Kinderkrippe von den Erzieherinnen stark vernachlässigt, wodurch ihm psychische wie physische Schäden zugefügt wurden. Spätestens jetzt war Elke Schlegel klar, dass ein Verbleiben in der Deutschen Demokratischen Republik keine Option mehr war. Überraschenderweise wurde die Ausreise genehmigt, doch dann wurde Frau Schlegel von ihrem eigenen Bruder verhaftet und wegen „Versuchter Republikflucht“ zu 18 Monaten Haft im Frauengefängnis Hoheneck verurteilt. Kontakt zu ihrem Sohn war unmöglich. Die Bedingungen in diesem „Zuchthaus“ waren menschenverachtend: Die Häftlinge erfuhren körperliche wie seelische Gewalt, die die Betroffenen bis heute verfolgt. Schließlich wurde Elke Schlegel wegen Unterernährung von der Bundesrepublik freigekauft. 

            Heute lebt sie in Koblenz und steht rheinland-pfälzischen Schulen als Zeitzeugin über das DDR-Zeitzeugenportal (www.ddr-zeitzeuge.de oder www.zeitzeugenbuero.de) zur Verfügung. Somit leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und zur Demokratisierung unserer Jugend. 

Das GSG Daun dankt Frau Schlegel ganz herzlich für ihr Kommen und ihre Bereitschaft, offen mit der Klasse 10a über ihre Vergangenheit und deren Auswirkungen auf ihre Gegenwart zu sprechen. Diese Geschichtsstunde wird den Zehntklässlerinnen und Zehntklässlern sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben!

V. Freund-Donnhauser 

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