Einen lebhaften und abwechslungsreichen Samstag erlebten die zahlreichen Besucher beim Tag der offenen Tür am Geschwister-Scholl-Gymnasium Daun.
Schon als um 9.30 Uhr die ersten Besucher eintrafen, durchzog Kaffee-, Brötchen-, Crêpes- und Waffelduft die Gänge der Schule und lud zu einem gemütlichen Beisammensein und Austausch ein. Und dann ging es auch schon los: Die Gäste wurden vom Schulleiter mit einer multimedialen Präsentation zu den Profilschwerpunkten der Schule in Empfang genommen. Unterstützt wurde Herr Dr. Krämer von Laila Jakoby und Levi Steffens, zwei Schülern aus der Klasse 6a, die die Schule aus ihrer Sichtweise anschaulich präsentierten und sich dabei direkt an die Schülerinnen und Schüler der 4. Klasse wendeten.
Der weitere Vormittag bot für alle ein buntes Programm: Show-Experimente in der Chemie, Mitmachtheater der Gruppe Darstellendes Spiel und Interaktionsspiele der Streitschlichter, Fossilien präparieren am Aktivstand des Naturerlebniszentrums Nettersheim u.v.m. Auch die Fachschaften und Arbeitsgemeinschaften des GSG präsentierten sich den Besuchern auf vielfältige Art und Weise. Kernprogramm des Tages sind die Schulführungen und der „Schnupperunterricht, bei dem die jungen Gäste aus der Grundschule, die Möglichkeit haben, die Unterrichtswelt eines 5. Klässlers am GSG mitzuerleben. Im neu gestalteten Raum der Stille standen das neu Schulmotto „Gemeinsam Stärke gewinnen“ sowie Konflikttraining mit „Ich-Botschaften“ auf dem Stundenplan. Das Highlight für viele Besuche war die neue Sporthalle, an der sich die Kinder auch an der Toprope-Kletterwand austoben konnten.
Ein herzliches Dankeschön an die MSS 13 für die Bewirtung der Gäste in der Aula sowie bei allen Kolleginnen und Kollegen, sowie Schülerinnen und Schülern und Alumni, dem Schulelternbeirat und Herrn Düx vom Naturerlebniszentrums Nettersheim, die sich ehrenamtlich und mit großem Engagement durch die Übernahme zahlreicher Dienste für das gute Gelingen des Tags der offenen Tür unverzichtbar gemacht haben!
Die Klasse 10a/b erforscht den Bombenkrieg in ihrer Heimat
In einem interessanten Projektunterricht der bilingualen Klasse 10a/b standen der Bombenkrieg des Zweiten Weltkrieges und die komplexe Frage im Mittelpunkt, ob jemand zugleich Täter und Opfer sein kann. Dabei bildete vor allem der regionalgeschichtliche Bezug zur Stadt Daun eine Identifikationsmöglichkeit für die Lernenden. Im Folgenden fassen drei Schülerinnen die gesammelten Erkenntnisse eindrücklich zusammen:
Der Bombenkrieg während des Zweiten Weltkrieges – ein Stück Regionalgeschichte
Innerhalb der letzten Stunden des bilingualen Geschichtsunterrichtes setzten wir, die Klassen 10a und 10b, uns intensiv vergleichend mit den Bombenangriffen in London, Coventry und schließlich unserer Heimatstadt Daun auseinander.
Die deutschen Luftangriffe auf London, „London Blitz“ genannt, begannen mit dem 7. September 1940 und erstreckten sich über einen Zeitraum von insgesamt acht Monaten. Während dieser Zeitspanne bombardierte die deutsche Luftwaffe die britische Hauptstadt täglich, vor allem in der Nacht, was dazu führte, dass mehr als 20.000 Zivilisten ihr Leben verloren.
Ziel der Bombardements war es, die britische Bevölkerung zu zermürben und die Industrie- sowie die zivilen Zentren zu zerstören. Die ununterbrochenen Angriffe führten dazu, dass ein Drittel der Hauptstadt zerstört wurde und viele Menschen ihre Wohnungen verloren.
Ernie Pyle, ein Korrespondent des Zweiten Weltkrieges, berichtet dazu: „Ungefähr alle zwei Minuten flog eine neue Welle an Flugzeugen vorbei. […] Sie waren überall in London […].“ Ebenso erzählt er, wie „zwei Dutzend [Brandbomben] in zwei Sekunden losgingen.“
Ein Großteil der Bewohner Londons zog sich während der nächtlichen Bombardierungen in die nahegelegenen U-Bahn-Stationen zurück. Neben der Trauer und Verzweiflung entstand dadurch ein Zusammenhalt unter den Schutzsuchenden.
Nach dem missglückten Versuch, die Bevölkerung in Angst und Chaos zu treiben, zielte die deutsche Luftwaffe am 14./15. November 1940 Coventry, eine zentralgelegene Stadt in England, an. 500 deutsche Bomber warfen in zehn Stunden 500 Tonnen Sprengstoff und fast 900 Brandbomben auf die Stadt. Ziel des Angriffs war es, die Munitionsfabriken und die industrielle Infrastruktur zu zerstören.
Die Stadt Daun wurde vom Kriegsgeschehen lange verschont. Die Versorgung der Bevölkerung war zu Beginn des Krieges gesichert und die Menschen wurden hauptsächlich durch die Sterbeanzeigen und Gottesdienste für die gefallenen Soldaten mit dem Kriegsgeschehen konfrontiert. Der Krieg schien also weit weg. Auch als am 10. Juli 1943 die ersten zwei Bomben in der Nähe der heutigen Tennisplätze fielen, beunruhigte dies die Dauner Bürger noch nicht so sehr.
Mit dem Jahr 1944 sollte sich dies jedoch ändern. Seit dem Frühjahr überflogen große Bomberverbände der amerikanischen Luftflotte die Eifel regelmäßig. So auch am 19. Juli 1944. Am frühen Morgen startete die achte Luftflotte der US-Luftwaffe von Chelveston, nahe Coventry/England, nahm Kurs auf Deutschland und zielte hauptsächlich Industrieanlagen und Flughäfen im Süden und Südwesten des Landes an. Auch die Bahnanlagen der Stadt Daun waren ein weiteres Ziel des Angriffs. Jedoch verfehlten die elf B-17-Bomber diese, und so gingen 130 Bomben mit einer Sprengkraft von 27,5 Tonnen im Zentrum der Stadt nieder. Zeitzeuge Franz Molitor berichtet, dass „der gleichzeitige Aufschlag aller Bomben eine einzige furchtbare Detonation darstellte.“ Laut einem Bericht der Amtsverwaltung Daun war das ganze Ausmaß der Zerstörung erst zu erkennen, als die Rauch- und Staubwolke abgezogen war.
Die Stadt glich einem Trümmerfeld. Zahlreiche Wohn- und Geschäftsgebäude wurden so schwer zerstört, dass sie unbewohnbar waren. Weitere waren stark beschädigt. An diesem Tag verloren 297 Menschen ihr Zuhause. 65 Menschen, darunter 27 Kinder, starben beim schwersten Luftangriff auf Daun bzw. infolgedessen, 132 weitere Personen wurden verwundet. Auch die Großtante unserer Geschichtslehrerin, Hedwig Adams, kam bei der Bombardierung der Adler-Apotheke ums Leben. Ihre Schwester Ottilie berichtete uns mittels einer Sprachaufnahme von diesem tragischen Verlust. Die Bergung der Toten und Verletzten war laut Zeitzeugenberichten grauenvoll. Die 10-jährige Zeitzeugin Marlies Hilgers, die mit einigen kleinen Verletzungen davonkam, erzählt von Soldaten, die bei den Aufräum- und Bergungsarbeiten zur Hilfe kamen und sie um die Identifizierung eines toten Kindes baten. „Es war meine Spielkameradin Marianne Schwoll; ich erkannte sie nur noch an ihren schönen blonden Locken.“
Auf diesen schweren Bombenangriff folgten noch 20 weitere, die die Stadt fast ganz zerstörten. Der damalige 1. Amtsbeigeordnete Michel Reineke berichtet 1946 von einem Bild der „Verwüstung und Verheerung. 80 Prozent der Gebäude waren durch Kriegseinwirkungen beschädigt, 87 Gebäude total zerstört.“
Durch den regionalen Bezug wurde das Thema der Unterrichtseinheit deutlich verständlicher und präsenter. Trotzdem war es für uns kaum vorstellbar, dass die Stadt, in der wir täglich den Unterricht besuchen, vom Krieg so schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde so und viele Menschen, vor allem Kinder, ihr Leben verloren.
Basierend auf den im Unterricht erarbeiteten Inhalten beschäftigte uns abschließend die Frage, ob man zugleich Täter und Opfer der Bombardements sein kann.
Nach den Angriffen auf die drei exemplarisch ausgewählten Städte bleibt festzuhalten, dass auf beiden Seiten viele zivile Opfer durch den Krieg ihr Leben verloren haben und es auch weiterhin wichtig ist, dieser Opfer zu gedenken.
Betrachtet man die Situation jedoch aus verschiedenen Perspektiven kritisch und differenziert, stellt man fest, dass eine Darstellung des deutschen Volkes ausschließlich als Opfer, gerade in Bezug auf die Rolle der Deutschen in dem von ihnen ausgegangenen Angriffskrieg, zu einseitig wäre.
Carina Daun, Emma Lätsch und Maleen Thurn, 10b
Erinnerungskultur: Ein Auftrag für die Gegenwart
Dieses Projekt zeigt eindrücklich, warum regionalhistorische Themen im Geschichtsunterricht so wichtig sind. Geschichte wird greifbar, wenn sie im Umfeld der Schülerinnen und Schüler spürbar wird, und die Verbindungen zur heutigen Welt bleiben lebendig. Die Klasse lernte, dass eine differenzierte und reflektierte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit unabdingbar ist, um Pauschalisierungen und Verzerrungen zu vermeiden. Zudem unterstreicht dieses Projekt die Bedeutung der Erinnerungskultur: Nur durch das Bewahren und die kritische Reflexion unserer Geschichte können zukünftige Generationen aus vergangenen Fehlern lernen.