Bombenkrieg in Daun – Thema im Geschichtsunterricht der Klasse 10 a/b
Die Klasse 10a/b erforscht den Bombenkrieg in ihrer Heimat
In einem interessanten Projektunterricht der bilingualen Klasse 10a/b standen der Bombenkrieg des Zweiten Weltkrieges und die komplexe Frage im Mittelpunkt, ob jemand zugleich Täter und Opfer sein kann. Dabei bildete vor allem der regionalgeschichtliche Bezug zur Stadt Daun eine Identifikationsmöglichkeit für die Lernenden. Im Folgenden fassen drei Schülerinnen die gesammelten Erkenntnisse eindrücklich zusammen:
Der Bombenkrieg während des Zweiten Weltkrieges – ein Stück Regionalgeschichte
Innerhalb der letzten Stunden des bilingualen Geschichtsunterrichtes setzten wir, die Klassen 10a und 10b, uns intensiv vergleichend mit den Bombenangriffen in London, Coventry und schließlich unserer Heimatstadt Daun auseinander.
Die deutschen Luftangriffe auf London, „London Blitz“ genannt, begannen mit dem 7. September 1940 und erstreckten sich über einen Zeitraum von insgesamt acht Monaten. Während dieser Zeitspanne bombardierte die deutsche Luftwaffe die britische Hauptstadt täglich, vor allem in der Nacht, was dazu führte, dass mehr als 20.000 Zivilisten ihr Leben verloren.
Ziel der Bombardements war es, die britische Bevölkerung zu zermürben und die Industrie- sowie die zivilen Zentren zu zerstören. Die ununterbrochenen Angriffe führten dazu, dass ein Drittel der Hauptstadt zerstört wurde und viele Menschen ihre Wohnungen verloren.
Ernie Pyle, ein Korrespondent des Zweiten Weltkrieges, berichtet dazu: „Ungefähr alle zwei Minuten flog eine neue Welle an Flugzeugen vorbei. […] Sie waren überall in London […].“ Ebenso erzählt er, wie „zwei Dutzend [Brandbomben] in zwei Sekunden losgingen.“
Ein Großteil der Bewohner Londons zog sich während der nächtlichen Bombardierungen in die nahegelegenen U-Bahn-Stationen zurück. Neben der Trauer und Verzweiflung entstand dadurch ein Zusammenhalt unter den Schutzsuchenden.
Nach dem missglückten Versuch, die Bevölkerung in Angst und Chaos zu treiben, zielte die deutsche Luftwaffe am 14./15. November 1940 Coventry, eine zentralgelegene Stadt in England, an. 500 deutsche Bomber warfen in zehn Stunden 500 Tonnen Sprengstoff und fast 900 Brandbomben auf die Stadt. Ziel des Angriffs war es, die Munitionsfabriken und die industrielle Infrastruktur zu zerstören.
Die Stadt Daun wurde vom Kriegsgeschehen lange verschont. Die Versorgung der Bevölkerung war zu Beginn des Krieges gesichert und die Menschen wurden hauptsächlich durch die Sterbeanzeigen und Gottesdienste für die gefallenen Soldaten mit dem Kriegsgeschehen konfrontiert. Der Krieg schien also weit weg. Auch als am 10. Juli 1943 die ersten zwei Bomben in der Nähe der heutigen Tennisplätze fielen, beunruhigte dies die Dauner Bürger noch nicht so sehr.
Mit dem Jahr 1944 sollte sich dies jedoch ändern. Seit dem Frühjahr überflogen große Bomberverbände der amerikanischen Luftflotte die Eifel regelmäßig. So auch am 19. Juli 1944. Am frühen Morgen startete die achte Luftflotte der US-Luftwaffe von Chelveston, nahe Coventry/England, nahm Kurs auf Deutschland und zielte hauptsächlich Industrieanlagen und Flughäfen im Süden und Südwesten des Landes an. Auch die Bahnanlagen der Stadt Daun waren ein weiteres Ziel des Angriffs. Jedoch verfehlten die elf B-17-Bomber diese, und so gingen 130 Bomben mit einer Sprengkraft von 27,5 Tonnen im Zentrum der Stadt nieder. Zeitzeuge Franz Molitor berichtet, dass „der gleichzeitige Aufschlag aller Bomben eine einzige furchtbare Detonation darstellte.“ Laut einem Bericht der Amtsverwaltung Daun war das ganze Ausmaß der Zerstörung erst zu erkennen, als die Rauch- und Staubwolke abgezogen war.
Die Stadt glich einem Trümmerfeld. Zahlreiche Wohn- und Geschäftsgebäude wurden so schwer zerstört, dass sie unbewohnbar waren. Weitere waren stark beschädigt. An diesem Tag verloren 297 Menschen ihr Zuhause. 65 Menschen, darunter 27 Kinder, starben beim schwersten Luftangriff auf Daun bzw. infolgedessen, 132 weitere Personen wurden verwundet. Auch die Großtante unserer Geschichtslehrerin, Hedwig Adams, kam bei der Bombardierung der Adler-Apotheke ums Leben. Ihre Schwester Ottilie berichtete uns mittels einer Sprachaufnahme von diesem tragischen Verlust. Die Bergung der Toten und Verletzten war laut Zeitzeugenberichten grauenvoll. Die 10-jährige Zeitzeugin Marlies Hilgers, die mit einigen kleinen Verletzungen davonkam, erzählt von Soldaten, die bei den Aufräum- und Bergungsarbeiten zur Hilfe kamen und sie um die Identifizierung eines toten Kindes baten. „Es war meine Spielkameradin Marianne Schwoll; ich erkannte sie nur noch an ihren schönen blonden Locken.“
Auf diesen schweren Bombenangriff folgten noch 20 weitere, die die Stadt fast ganz zerstörten. Der damalige 1. Amtsbeigeordnete Michel Reineke berichtet 1946 von einem Bild der „Verwüstung und Verheerung. 80 Prozent der Gebäude waren durch Kriegseinwirkungen beschädigt, 87 Gebäude total zerstört.“
Durch den regionalen Bezug wurde das Thema der Unterrichtseinheit deutlich verständlicher und präsenter. Trotzdem war es für uns kaum vorstellbar, dass die Stadt, in der wir täglich den Unterricht besuchen, vom Krieg so schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde so und viele Menschen, vor allem Kinder, ihr Leben verloren.
Basierend auf den im Unterricht erarbeiteten Inhalten beschäftigte uns abschließend die Frage, ob man zugleich Täter und Opfer der Bombardements sein kann.
Nach den Angriffen auf die drei exemplarisch ausgewählten Städte bleibt festzuhalten, dass auf beiden Seiten viele zivile Opfer durch den Krieg ihr Leben verloren haben und es auch weiterhin wichtig ist, dieser Opfer zu gedenken.
Betrachtet man die Situation jedoch aus verschiedenen Perspektiven kritisch und differenziert, stellt man fest, dass eine Darstellung des deutschen Volkes ausschließlich als Opfer, gerade in Bezug auf die Rolle der Deutschen in dem von ihnen ausgegangenen Angriffskrieg, zu einseitig wäre.
Carina Daun, Emma Lätsch und Maleen Thurn, 10b
Erinnerungskultur: Ein Auftrag für die Gegenwart
Dieses Projekt zeigt eindrücklich, warum regionalhistorische Themen im Geschichtsunterricht so wichtig sind. Geschichte wird greifbar, wenn sie im Umfeld der Schülerinnen und Schüler spürbar wird, und die Verbindungen zur heutigen Welt bleiben lebendig. Die Klasse lernte, dass eine differenzierte und reflektierte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit unabdingbar ist, um Pauschalisierungen und Verzerrungen zu vermeiden. Zudem unterstreicht dieses Projekt die Bedeutung der Erinnerungskultur: Nur durch das Bewahren und die kritische Reflexion unserer Geschichte können zukünftige Generationen aus vergangenen Fehlern lernen.
Weitere Informationen zur Bombardierung von Daun können unter folgendem Link abgerufen werden: https://stadt-daun.de/wp-content/uploads/2019/07/9_45Uhr-Gesamt.pdf (letzter Zugriff: 16.11.24).
Schule der Zukunft schafft Begegnung: Bildungsministerin Hubig am GSG Daun
Im Rahmen der Initiative „Schule der Zukunft“ hat es sich die Bildungsministerin Frau Dr. Stefanie Hubig nicht nehmen lassen, das Geschwister-Scholl-Gymnasium Daun, Projektschule im oben genannten Schulentwicklungsprogramm, persönlich zu besuchen. Begleitet durch unsere Landrätin Julia Gieseking, eine Abordnung des Bildungsministeriums, der ADD Trier, des Landtages sowie der Junior Uni Daun, wurde sie herzlich von der Schulleitung sowie Vertretern der Eltern-, Lehrer- und der Schülerschaft empfangen. Kreativ eröffnet wurde die Veranstaltung mit einem kleinen selbstgeschriebenen Theaterstück: Die Schülerinnen und Schüler des Chor- und Theaterprojekts der 6. Klassen konnten mit ihrem Motto „Einfach mal machen!“ sehr lebendig und einprägsam den Grundgedanken einer zeitgemäßen, weltoffenen und zugleich bodenständigen Weiterentwicklung von Schule auf den Punkt bringen. Im Grußwort der Ministerin zeigte diese ihre Begeisterung für den besonderen Empfang und ermutigte zum beherzten Beschreiten neuer Wege, gerade angesichts wachsender Bedrohungen unserer Demokratie. Es brauche Schulen, „wo nicht nur gemeckert wird, sondern einfach mal gemacht wird.“ (S. Hubig). Die Gegenwart kann verändert werden, auch durch eine Schule, die neue Lehr- und Lernformen, Digitalisierung und Soziales Lernen ausprobiert. Wie das GSG Daun die „Schule der Zukunft“ umsetzt, zeigte der Schulleiter Dr. Torsten Krämer in seiner Begrüßungsrede auf. Dazu zählt der Schwerpunkt Demokratiebildung und Europa, eine engagierte SV-Arbeit, verstärktes Projektarbeiten, das in den regulären Unterricht integriert wird, kreative Kulturarbeit wie im Theater- und Chorunterricht, auch schon für die Klassen 5/6 und vor allem der Ausbau des MINT-Bereiches (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). In diesem Zusammenhang sind auch die Kooperation mit der Junior Uni Daun sowie der Ausbau eines Outdoorlabors der Schule zu sehen. Im Bereich Sport hat das GSG eine lange und eindrucksvolle Tradition, welche mit der „frischen“ Auszeichnung als „Schule des Sports“ und mit der neuen Turnhalle sowie der dort eingebauten Kletterwand weitergeschrieben wird. Auch hier geht es um mehr als nur Sport- ähnlich wie im Bereich „Musik und Theater“ können die Stärkung der Persönlichkeit und der Gruppe auf spielerische Weise gefördert werden. Das Soziale Lernen und die mentale Gesundheit haben nun auch einen eigenen Raum in der Schule gefunden: Der „Raum der Stille“ hat sich im letzten Jahr zu einem Ort entwickelt, der für die gesamte Schulgemeinschaft offen ist, als eine Art Ruhe- und „Kraftraum“ für Selbststärkung, Stress-Resilienz, aber auch für Gespräche, die Freiheit, Frieden und Demokratie stützen. Die neuen Arbeitsformen und Räume konnte Frau Hubig im anschließenden Rundgang durch die Schule in der Praxis erleben. Eindrucksvoll stellten verschiedene Schülergruppen ihre neuen Unterrichtserfahrungen und -projekte vor, wie z.B. die Klasse 10 a, die eine kreative Auseinandersetzung mit dem Begriff der Menschenwürde präsentierte, oder der Mathe-GK der MSS 13, der im neuen MakerSpace-Labor die Vorteile einer digitalen Tabellenkalkulation im Bereich der angewandten Mathematik veranschaulichte. Im Raum nebenan konnte die Ministerin dann einem Videostream beiwohnen, bei dem die Erasmus+-AG der 7. Klassen mit der Partnerschule in Stradella/Italien im Livegespräch war (s. Foto).
Zum Schluss durften die Schülerinnen und Schüler des Sport LK (MSS 12) sowie der AG Klettern „einfach mal machen“, natürlich bestens vom Boden her abgesichert. Alle Beteiligten haben gemeinsam gezeigt, wie viele neue Schritte am GSG schon gemacht wurden und wie gut es tut, wenn diese auch einmal von außen betrachtet und gewürdigt werden. „Wege entstehen dadurch, dass man sie geht,.“ (Kafka)
N. Krämer / GSG Daun
Eine Pressemitteilung des Bildungsministeriums finden Sie hier: