Drei Tage intensives wissenschaftliches Arbeiten, historische Spurensuche und bewegende Begegnungen
Wir Schülerinnen und Schüler des Geschichtsleistungskurses der MSS 11 des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Daun haben uns im Rahmen eines Methodenprojektes zur Förderung unserer wissenschaftlichen Kompetenzen an verschiedenen Stationen weiterbilden dürfen. Unser Ziel: Geschichte spüren.
Was haben wir in dieser kurzen Zeit alles für uns mitnehmen können? Warum reicht es dabei nicht, Geschichte nur aus Schulbüchern zu kennen und warum sollte der Unterricht deswegen über das Klassenzimmer hinaus geöffnet werden?
Tag 1: an der Junior Uni Daun:
Angeleitet durch den Historiker Dr. Boris Olschewski (Universität Trier) sind wir dank einer Kooperation mit der Junior Uni Daun unmittelbar in die wissenschaftliche Arbeit eingetaucht. Dabei stellten wir uns die Frage: Können wir Geschichte wirklich nur durch von Herausgebern vorinterpretierte Texte begreifen? Der Antwort darauf näherten wir uns ohne Notendruck mit einer theoretischen Einführung in verschiedene wissenschaftliche Vorgehensweisen, bevor es dann an der Zeit war, unser Wissen praktisch anzuwenden. Diese Erfahrung hat uns gelehrt, vernetzt zu denken und Geschichte als Konstrukt wahrzunehmen. Als angehende JuniorhistorikerInnen wurden uns dafür die nötigen Werkzeuge an die Hand gegeben.
Tag 2: Mayen:
Mit dem erworbenen Wissen im Gepäck machten wir uns an Tag zwei auf den Weg in die geschichtsträchtige Kulturstadt Mayen, wo unsere Reise im Stadtarchiv losging. Stadtchroniken, Gefallenenlisten, erschreckende Zeitungsberichte. Fakten, Zahlen, Namen — doch dahinter? Leben, die ausgelöscht wurden. Das Hauptaugenmerk unserer Recherchen lag auf dem 2. Januar 1945, an dem siebzig Bomber die Achtzehntausend-Seelen-Stadt Mayen in eine Trümmerlandschaft verwandelten. Über 200 Menschen fielen dem Bombardement zum Opfer, ca. 87% der Stadt wurden zerstört: Der Angriff war so verheerend, dass Mayen zur „toten Stadt“ erklärt wurde.
Eine besondere Ehre war es, mit dem Zeitzeugen Heinz Schäfer den Luftschutzbunker unter der Genovevaburg zu betreten, in dem er mit nur acht Jahren auf engstem Raum mit tausenden anderen Menschen vor dem Bombenangriff Schutz suchte. „Die Menschen schrien und weinten. Ein Mann mit einem Kind auf dem Arm kam durch die Gänge und schrie: ‚Wem gehört dieses Kind?‘ Es hatte wohl in dem Gedränge seine Eltern verloren.“ Er zeigte uns die Stelle, an der er selbst vor achtzig Jahren als Junge saß, während Bomben auf die Stadt nieder hagelten: „Hier. Genau hier.“ Seine Erzählungen hallen in uns nach und lassen uns die Schrecken des Krieges auf eine Weise nachempfinden, wie es kein Geschichtsbuch könnte.
Wir sprechen Heinz Schäfer unseren tiefempfunden Dank für seine wertvolle Arbeit aus. Als Zeitzeuge einer von Krieg zerstörten Gesellschaft erinnert er uns an die Bedeutung einer aktiven Erinnerungskultur und den Wert von Demokratie. Es liegt nun an uns, die Lehren der Vergangenheit zur Gestaltung unserer Zukunft zu verwenden.
Wir möchten unseren Beitrag in diesem Sinne mit Heinz Schäfers Mahnung beenden: „Wählt weise!“
Ruben Ballmann, Robin Frenzel, Leon Konrad und Marc Michels (stellvertretend für den Geschichts-Leistungskurs der MSS 11)
Ein von uns erstelltes Video verdeutlicht unsere Erfahrungen zusätzlich auf visuelle Weise.